Sonntag, 30. August 2009

La fiesta de quince: Fototermin für die 15-Jährige


Bei meinem Streifzug durch die Altstadt Havannas entdecke ich am Rande der Plaza de San Francisco de Asis eine kleine Gruppe, die gegen die Widrigkeiten des Windes ankämpft:
Eine kubanische Schönheit trägt ein langes schwarzes Rüschchenkleid, vor ihr bemüht sich ein Stylist, den Kopfschmuck des Mädchens besser zu befestigen. Seine Assistentin reicht ihm die gewünschten Accessoires, und einige Meter weiter steht ein Fotograf, der auf seinen Einsatz wartet.


Bis auf die Farbe des Kleides passt diese Szene perfekt ins kubanische Leben. Es handelt sich hier um den 15. Geburtstag des Mädchens, der nicht nur auf Kuba, sondern auch in anderen Ländern Lateinamerikas ein großes gesellschaftliches Ereignis ist. Heute hat das Geburtstagskind offiziell seine Kindheit beendet.
Da dieser Ehrentag sehr kostspielig ist, gehen ihm jahrelange Planungen, fleißiges Sparen und das Suchen nach Sponsoren innerhalb der Familie voraus.


Die „Quinceañera“, die ich zu Gesicht bekommen habe, lässt sich wahrscheinlich noch an anderen schönen Orten in der kubanischen Hauptstadt fotografieren, jedoch immer wieder in einem anderen Kleid. Vielleicht wird sie in einem schönen Oldtimer-Cabriolet zu den verschiedenen Kulissen chauffiert.


Am Abend findet dann ein rauschendes Fest statt, zu dem die Quinceañera in einem weißen Brautkleid erscheinen dürfte. Sie wird den Jungen treffen, den sie für diesen Abend zum Tanzpartner auserkoren hat. Mit ihm und anderen Paaren wird sie in einer schönen Choreografie vor großem Publikum die zuvor in einem Tanzkurs einstudierten Tänze aufführen.


Zu den Höhepunkten zählt auch das Anschneiden einer rosaroten Torte - und natürlich der Tanz mit „papá“ sowie seine kleine Rede, bei der der bisher wichtigste Mann im Leben der 15-Jährigen vor Stolz und Rührung in Tränen ausbrechen wird.


„Die ‚fiesta de quince’ ist im Grunde genommen nichts anderes als der theatralische Startschuss für ein sexuell aktives Leben“, erklärt mir ein mexikanischer Freund. „Gerade auf Kuba dürfte dies ganz besonders gelten“, fügt er hinzu. Meine kubanische Freundin sieht das anders: „Es ist ein besonderer Geburtstag im Leben eines kubanischen Mädchens - nicht mehr und nicht weniger.“


Sie hatte sich gegen ein solches Fest entschieden und verbrachte dafür mit Schwester, Eltern und Großeltern zwei Wochen in einem schicken Hotel in der Nähe von Havanna. Vor gut 30 Jahren war dies noch möglich. Damals konnten Kubaner den Aufenthalt in einem Vier-Sterne-Hotel mit kubanischen Pesos bezahlen und brauchten nicht wie heute die Zweitwährung Peso cubano convertible (CUC).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen